Drehleiterausbildung bei der Feuerwehr Brilon
Freitag 11. Juni 2010
Die Drehleiter ist nicht nur das Sinnbild für ein Feuerwehrfahrzeug, sondern vielmehr auch das wichtigste und komplexeste Rettungsgerät der Feuerwehr. Hauptaufgabe der Drehleiter ist die Menschenrettung – oftmals in letzter Minute. Denn kaum ein anderes Feuerwehrfahrzeug ist so konsequent auf die Menschenrettung und die Sicherstellung des zweiten Rettungsweges ausgelegt wie die Drehleiter. Eine Menschenrettung über die Drehleiter kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn einerseits die Bediener das Fahrzeug blind beherrschen und andererseits auch die bauordnungsrechtlichen Voraussetzungen am Brandobjekt geschaffen wurden.
Zum letztgenannten Punkt zählen vor allem die Feuerwehrzufahrten und –aufstellflächen. Doch gerade diese Flächen werden häufig als Parkraum genutzt, sodass diese Feuerwehraufstellflächen nur eingeschränkt oder sogar überhaupt nicht mehr nutzbar sind. Umso wichtiger ist, dass der Drehleiter-Maschinist sein Fahrzeug beherrscht und die Möglichkeiten sowie die Grenzen der Drehleiter kennt.
Da es in der 27.000-Einwohner-Stadt Brilon einige Häuser mit Brüstungshöhen von mehr als 12,5 Metern, aber weniger als 22 Metern, ohne zweiten baulichen Rettungsweg gibt, kommt der vorgegebenen Eintreffzeit der Drehleiter von zehn Minuten zur Menschenrettung eine besondere Bedeutung zu.
Neben der üblichen Ausbildung von Drehleitermaschinisten wurde deshalb von zwei Ausbildern des Löschzug Brilon eine zusätzliche Schulung ausgearbeitet. In dieser Ausbildung kann speziell auf Besonderheiten der eigenen Drehleiter und auf die Besonderheiten vieler Objekte im Ausrückebereich eingegangen werden.
Im etwa zweistündigen Theorieblock wurden einsatztaktische Grundlagen sowie insbesondere die Sicherheit und der Aufstellort der Drehleiter ausführlich behandelt. Hierbei hat sich die so genannte HAUS-Regel (Akronym für Hindernisse – Abstände– Untergrund – Sicherheit), als Standardeinsatzregel für einen erfolgreichen Rettungseinsatz bewährt. Aber auch neue Einsatzempfehlungen wie die Anleiterbereitschaft wurden erläutert und als neues Ausbildungsthema für 2010 an alle Drehleitermaschinisten weitergegeben. In der Praxis hatten immer jeweils 4 Drehleiter-Maschinisten, teilweise knifflige Aufgaben für den Einsatzfall zu bewältigen: Dazu gehörten Anleiterübungen an Hochhäusern, Gewerbebauten und einem Seniorensitz. Besonderes Augenmerk der beiden Ausbilder galt der einsatztaktisch richtigen Platzierung des 14 Tonnen schweren Hubrettungsfahrzeugs, da jeder Meter Ausladung entscheidend für die Menschenrettung sein kann.
Die beiden Ausbilder hatten sich im Vorwege diverse Objekte ausgesucht, an denen sie Anleiteraufgaben stellten. Hierbei mussten die Drehleiter-Maschinisten zunächst den richtigen Standort des Hubrettungsfahrzeugs bestimmen, dann das Fahrzeug einweisen und schließlich praktisch am Objekt anleitern. Doch gerade die letzte vermeintlich leichte Aufgabe hat bei zugeparkten Aufstellflächen, Bäumen, Strassenschildern oder bei Einsätzen in engen Strassen ihre Tücken. Gerade bei der richtigen Aufstellung der Drehleiter hat sich der ebenfalls von den Ausbildern in der Praxis entwickelte Drehleiter-Punkt zur Bestimmung des Aufstellortes der Drehkranzmitte bewährt.
Durch die intensiven Praxistrainings konnten selbst routinierte Feuerwehrangehörige noch neue Kniffe und Tricks beim Drehleiter- Einsatz lernen. Ergebnis: Alle Teilnehmer beurteilten die Fortbildung positiv.
Text: Wolfgang Schreckenberg